Vorbild:Doppelstockwagen (DBAG)

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Dieses Vorbildfahrzeug besitzt verschiedene Bezeichnungen und/oder ist bzw. wurde bei unterschiedlichen Bahngesellchaften eingesetzt:
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Vorbild:Doppelstockwagen (DBAG)

Ein Doppelstockwagen ist ein Eisenbahn- oder Straßenbahn-Wagen beziehungsweise -Triebwagen mit Sitzplätzen in zwei übereinanderliegenden Ebenen. Doppelstockwagen haben gegenüber einstöckigen Personenwagen gleicher Länge den Vorteil eines höheren Fassungsvermögens an Passagieren. Umgekehrt lassen sich durch kürzere Züge bei unveränderter Kapazität auch Bahnsteige bedienen, deren Länge für einstöckige Züge nicht ausreichend wäre. „Dosto“ ist im Eisenbahner-Jargon die Abkürzung für Doppelstockwagen und Doppelstockzug.

1 Entwicklung nach 1990

Abgesehen von der Strecke Hamburg–Lübeck der Deutschen Bundesbahn fanden Doppelstockwagen nach dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland vorrangig bei der Deutschen Reichsbahn in der DDR große Verbreitung. Seit Mitte der 1990er-Jahre verbreitet sich eine von der Deutschen Waggonbau AG (ehemalige Wumag, inzwischen von Bombardier Transportation übernommen) neu entwickelte Generation von Doppelstockwagen in ganz Deutschland. Diese werden als Wendezüge typischerweise mit Elektrolokomotivender Baureihen 111, 112, 114, 143 oder in zunehmendem Maße der BR 146, aber auch mit Diesellokomotiven der Baureihe 218 eingesetzt und haben auf vielen Strecken die umgebauten Silberlinge und Halberstädter Mitteleinstiegswagen, teilweise auch die DR-Doppelstockwagen abgelöst.

1992 baute die Waggon- und Maschinenbau AG in Görlitz 100 neue Steuerwagen DABgbuzf, die später die Bauartnummer 760 erhielten. Wegen des zurückgegangenen Verkehrsaufkommens nach der Wende in der DDR waren mehr Mittelwagen vorhanden als benötigt wurden. Um mehr Wendezüge fahren zu können, wurden neue Dosto-Steuerwagen gebaut, zumal durch den zurückgehenden Güterverkehr auch vermehrt wendezugtaugliche E-Loks der Baureihe 143 frei wurden. Weil auch die Regionalzüge der DR mit erster Klasse fahren sollten, wurde ein gemischtklassiges Fahrzeug verwirklicht. Im Gegensatz zu den DR-Vorgängerbauarten wurde das Lichtraumprofil der Wagen erweitert, um mehr Schulterfreiheit im Oberstock gewinnen zu können. Die Wagen erhielten im Oberstock erstmals gewölbte Fenster. Dafür war eine Ausnahmegenehmigung des Bundesverkehrsministers erforderlich, denn der Wagenumriss übersteigt das zulässige UIC-Lichtraumprofil. Der Führerstand entspricht dem der BR 143, ist allerdings in hellen Farbtönen gehalten. Erstmals wurde neben der konventionellen Wendezugsteuerung mit 34poliger Steuerleitung die zeitmultiplexe Wendezugsteuerung eingebaut, die nicht nur die Funktion der Auf-Ab-Steuerung, sondern die volle der Hauptsteuerung mit Geschwindigkeitsvorwahl bietet.

Diese 26,8 Meter langen Fahrzeuge wurden in der DB-Nahverkehrsfarbe mintgrün-lichtgrauweiß abgeliefert. Damit passten sie zu den modernisierten DR-Einzelwagen, die ebenfalls den damals aktuellen DB-Nahverkehrslack erhalten hatten. Die im Unterstock gelegenen Einstiege sind an gleicher Position wie bei den bisherigen Einzelwagen, es wurden aber erstmals im geschlossenen Zustand außenwandbündige Schwenkschiebetüren eingebaut. 96 Sitzplätze gibt es in der zweiten Klasse, 28 in der ersten, die sich am Führerstandsende über beide Etagen verteilt befindet. Die Wagen sind für eine Höchstgeschwindigkeit von 140 km/h zugelassen.

Die nach längerer Zeit ersten Doppelstockwagen der damaligen Bundesbahn wurden Anfang 1992 bestellt. Die 75 Fahrzeuge waren für den Raum München bestimmt. Die Bestellung umfasste nur 2. Klasse-Mittelwagen (55 Stück) und gemischtklassige Mittelwagen (20 Stück). Beide Bauarten hatten die Türen über den Drehgestellen.

Diese Wagen waren ein Lizenzbau der Wagen von Schindler für die S-Bahn Zürich, welche auf einem Patent der französischen CIMT (Compagnie industrielle de matériel de transport) beruhen. Die elektrische Ausrüstung stammte von ABB Schweiz, die Drehgestelle von SIG. Ursprünglich sollten die Wagen bei Schindler gebaut werden, aber der Auftrag musste nach der Wende aus politischen Gründen in einen Lizenzvertrag für Görlitz umgewandelt werden.

Unmittelbar danach wurden weitere Doppelstockwagen beschafft, dazu auch Steuerwagen. 1996 wurden die ersten Doppelstockwagen mit Klimaanlage bei der DBAG in Dienst gestellt, seitdem werden alle Doppelstockwagen mit Klimaanlage beschafft. Einige nicht klimatisierte DB-/DBAG-Wagen wurden in der vergangenen Zeit modernisiert und erhielten dabei ebenfalls eine Klimaanlage. Wagen der DR wurden bislang nicht mit einer Klimaanlage ausgerüstet.

Seit 1997/98 werden oft Drehgestelle mit Magnetschienenbremsen verbaut, sodass damit versehene Wagen für den schnellen Regional-Express-Verkehr mit 160 km/h zugelassen sind. Zuerst wurden planmäßig mit 160 km/h Höchstgeschwindigkeit verkehrende Regionalexpresslinien in Berlin-Brandenburg eingeführt, sind inzwischen aber auch in vielen anderen Teilen Deutschlands anzutreffen. 2008 wurden für Hessen nochmals Wagen mit nur 140 km/h zulässiger Höchstgeschwindigkeit in Dienst gestellt.

Die 1997 eingeführte Kopfform haben bisher alle weiteren Steuerwagen aus Görlitz erhalten. Die meisten bis 1990 beschafften DR-Steuerwagen wurden 1997/98 ebenfalls auf diese Kopfform umgebaut.

Die Doppelstockwagen wurden in den vergangenen Jahren stetig weiterentwickelt, sodass es zahlreiche Unterschiede bei den einzelnen Bauserien gibt. Einzelne Baulose werden oft speziell für bestimmte Einsatzgebiete beschafft, teilweise haben diese Wagen einige Besonderheiten in der Ausstattung - so sind manche Wagen mit Imbissautomat, LED-Beleuchtung oder Sitzplatzreservierung ausgestattet.

2 Einstiege

Eine weitere Besonderheit je nach Einsatzregion sind die Einstiege. Man unterscheidet hierbei zwischen Wagen mit Tiefeinstieg (Niederflureinstieg) und Hocheinstieg.

Wagen mit Tiefeinstieg haben ihre Türen im Unterstock, der an 55 cm hohen Bahnsteigen den Vorteil des höhengleichen Zuganges ohne Stufen bietet. Ein gegebenenfalls im Unterstock angeordneter Mehrzweckraum lässt sich so für Reisende mit Rollstühlen oder Kinderwagen, Fahrrädern oder größeren Traglasten leicht erreichen. In den Mehrzweckbereichen gibt es nur Klappsitze an den Seitenwänden. Nachteil dieser Variante sind die schmaler ausgeführten Türen und die langen Wege zum Ober- und Zwischenstock, sodass bei großen Fahrgastwechseln die Haltezeiten in den Stationen länger sein müssen.

Wagen mit Hocheinstieg haben ihre Türen über den Drehgestellen im Zwischenstock. Die Türen sind wesentlich breiter ausgeführt, und die Fahrgastmengen verteilen sich durch gleich große Ober- und Unterdecks gleichmäßiger auf beide Ebenen. Der Fahrgastfluss an Stationen kann daher schneller erfolgen. Nachteil dieser Variante sind die fehlenden Mehrzweckabteile und eine stets vorhandene Stufe beim Einstieg. Sie ist daher nicht behindertengerecht.

Steuerwagen gibt es ausschließlich mit Tiefeinstieg, sodass auch in Zügen mit Hocheinstiegsmittelwagen Mehrzweckabteile und eine behindertengerechte Ausstattung zur Verfügung stehen. Für niveaugleiche Übergänge auch bei 76 cm hohen Bahnsteigen befinden sich in den Steuerwagen ausfahrbare Rampen für Rollstuhlfahrer.

In den neuen Bundesländern werden ausschließlich Wagen mit Tiefeinstieg eingesetzt. Dies liegt daran, dass es dort teilweise noch Bahnsteige mit einer noch niedrigeren Einstiegshöhe als 55 cm gibt. Die entstehende Stufe bei 76 cm hohen Bahnsteigen ist etwa ähnlich hoch wie bei Wagen mit Hocheinstieg an ebendiesen Bahnsteigen - nur eben in die andere Richtung.

In den alten Bundesländern werden meist Mittelwagen mit Hocheinstieg eingesetzt, allerdings gibt es auch hier einzelne Regionen, in denen bevorzugt Tiefeinstiegwagen eingesetzt werden (Rheinland-Pfalz sowie in Teilen Baden-Württembergs und Bayerns). Zur Erhöhung der Zahl an Mehrzweckabteilen - insbesondere für Kinderwagen und Fahrräder - gibt es auch Regionen, die beide Mittelwagenbauarten gemischt einsetzen. Dies ist in Niedersachsen beim Metronom der Fall.

3 Wagenklassen

Der Bereich der ersten Wagenklasse ist je nach Einsatzregion und Bauserie verschieden aufgeteilt. Neben reinen Zweite-Klasse-Wagen gibt es auch reine Erste-Klasse-Wagen sowie Gemischtklassewagen. Bei den Gemischtklassewagen ist entweder eine Wagenhälfte 1. Klasse oder der Oberstock.

Steuerwagen der ehemaligen Reichsbahnbauarten haben die erste Klasse am Steuerwagenende sowohl im Ober- als auch im Unterstock, nach 1994 beschaffte Steuerwagen mit 1. Klasse haben ausschließlich im Oberstock 1. Klasse-Bereiche. In Berlin-Brandenburg wird die 1. Klasse als „Wolke 7“ bezeichnet.

4 Einsatzgebiete

Eingesetzt werden Doppelstockwagen bevorzugt auf Regional-Express-Linien mit hoher Fahrgastdichte und mittleren bis langen Halteabständen. Auch mehrere S-Bahnen in Ostdeutschland fahren mit Doppelstockwagen (S-Bahn Leipzig-Halle, S-Bahn Dresden, S-Bahn Rostock, S-Bahn Magdeburg), allerdings widerspricht dieser Einsatz strenggenommen der Definition der S-Bahn, da nur sehr wenige, relativ schmale Türen zur Verfügung stehen und das hohe Gewicht einer zügigen Beschleunigung hinderlich ist. Der Einsatz von Doppelstockwagen auf S-Bahnlinien hat eher traditionelle Gründe, da in der DDR Doppelstockwagen vorwiegend zur Bewältigung des sehr starken Berufsverkehrs eingesetzt werden mussten.

In Niedersachsen besitzt die Landesnahverkehrsgesellschaft einen landesweiten Pool von Doppelstockwagen (und Lokomotiven), die in ihrem Auftrag von der privaten Eisenbahngesellschaft ME eingesetzt werden.

5 Sonderentwicklungen

Die Deutsche Bahn beschaffte zwei Baureihen von Doppelstock-Triebwagen. Für einen Einsatz auf Nahverkehrsstrecken wurden sechs dieselgetriebene Baureihe 670 gebaut. Diese war von 1994 bis 2003 in Thüringen und Sachsen-Anhalt im Einsatz. Da sie jedoch sehr störanfällig waren, wurden sie nach nur kurzer Einsatzzeit abgestellt und an den Hersteller zurückgegeben. Dieser verkaufte die Wagen an die Dessau-Wörlitzer-Eisenbahn und an die Prignitzer Eisenbahn GmbH.

Die elektrische Baureihe 445 („Meridian“), ähnlich dem RABe 514 der SBB, wurde von 2000 bis 2002 als Prototyp erprobt. Aufgrund mehrerer Probleme wurde dieses Projekt in Deutschland zunächst nicht weiter verfolgt, allerdings werden in Israel Doppestocktriebzüge eingesetzt, welche in Görlitz hergestellt wurden. Der Einzelgänger-Prototyp der Baureihe 445 wurde inzwischen zerlegt.

Im Jahr 2006 entstand durch Umbau ein doppelstöckiger Fahrradwagen, der die Gattungsbezeichnung DBuza748 erhielt. Der Wagen bietet Platz für 24 Fahrräder im Unter- und 12 im Obergeschoss und hat seit dem Umbau eine 2+1-Bestuhlung. Äußerlich ist der Wagen an der Aufschrift "FahrradExpress" erkennbar. Er wurde zunächst auf der Strecke Elsterwerda–Züssow–Stralsund eingesetzt und läuft seit 2008 im Warnemünde-Express.

6 Bilder

Doppelstocksteuerwagen (Bauart DABgbuzf 760) bei Auslieferung, Januar 1992 im Bahnhof Engelsdorf
Doppelstocksteuerwagen (Bauart DABgbuzf 760) bei Auslieferung, Januar 1992 im Bahnhof Engelsdorf  
Mittelwagen mit Einstiegen über den Drehgestellen bei Auslieferung 1994
Mittelwagen mit Einstiegen über den Drehgestellen bei Auslieferung 1994  
Führerstand eines Doppelstock-Steuerwagens der Bauart DBpbzfa 766
Führerstand eines Doppelstock-Steuerwagens der Bauart DBpbzfa 766  
Doppelstocksteuerwagen (2. Gen.) in verkehrsrot, 2006
Doppelstocksteuerwagen (2. Gen.) in verkehrsrot, 2006  
Doppelstockwagen (Bauart DBpza, 4. Gen.) in Ribnitz-Damgarten Ost, 2008
Doppelstockwagen (Bauart DBpza, 4. Gen.) in Ribnitz-Damgarten Ost, 2008  
metronom-Doppelstockwagen (Bauart DBpza, 4. Gen.) in Hamburg Hbf, 2004
metronom-Doppelstockwagen (Bauart DBpza, 4. Gen.) in Hamburg Hbf, 2004  
Im Metronom von Cuxhaven nach Hamburg 2. Klasse
Im Metronom von Cuxhaven nach Hamburg 2. Klasse  
Im Metronom von Cuxhaven nach Hamburg 1. Klasse
Im Metronom von Cuxhaven nach Hamburg 1. Klasse  
Doppelstocktriebwagen der Baureihe 670
Doppelstocktriebwagen der Baureihe 670  

7 Weiterführende Informationen

Vorbildinformationen aus der Deutschsprachigen Wikipedia adaptiert.