Vorbild:DRG-Baureihe E44 Elektrolokomotive

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Vorbild:DRG II E44 Elektrolokomotive

Die Elektrolokomotiven der Baureihe E44 waren die ersten in größerer Stückzahl (>100) beschafften Elloks auf dem deutschen Schienennetz und haben den süddeutschen Eisenbahn-Personennahverkehr zwischen 1935 und 1982 mit geprägt. Die E44 gilt als Ursprung vieler nachfolgender Baureihen, denn bei ihr wurde als erster großer Ellok auf Vorlaufachsen und Stangenantrieb verzichtet, und bei ihr wurde der viele Jahre erfolgreiche Tatzlager-Antrieb etabliert.


1 Geschichte

Museumslok E 44 046 in Leipzig
E-Lok der Baureihe E 44 im Leipziger Bahnhof
E 44 136 im Leipziger Hauptbahnhof

Die Elektrolokomotiven der Baureihe E44 (ab 1968 Baureihe 144 bei der DB bzw. ab 1970 Baureihe 244 bei der DR) wurden ab 1932 von der Deutschen Reichsbahn-Gesellschaft (DRG) in Dienst gestellt, nachdem bereits ein Jahr zuvor eine Vorserienlok (E44 001) von SSW entwickelt und durch die DRG erprobt wurde. Die Fahrzeuge mit der Achsfolge Bo'Bo' waren die ersten deutschen Serienelektroloks mit Drehgestellen ohne Laufachsen und Einzelachsantrieb und vorrangig für die ab 1933 neu elektrifizierte Strecke von Augsburg über die Geislinger Steige nach Stuttgart vorgesehen.

Die Lokomotiven bewährten sich dort, so dass weitere Loks an alle wichtigen Elektromotiv-Bahnbetriebswerke, in denen Elektrolokomotiven stationiert waren, in Bayern, Mitteldeutschland und Schlesien geliefert wurden. Zeitweilig waren auch in Salzburg E44 stationiert, die jedoch wieder abgegeben wurden.

Bis 1945 wurden die Lokomotiven wegen der militärstrategischen Bedeutung, immer mehr unter Verwendung von Heimbaustoffen, unter Bezeichnung KEL1 (Kriegsellok 1) beschafft. Insgesamt wurden 174 Maschinen gebaut, von denen jedoch etliche durch Kriegshandlungen einen Totalschaden erlitten und deshalb ausgemustert werden mussten.

Die in Ostdeutschland stationierten Lokomotiven mussten nach der Einstellung des elektrischen Betriebs im Rahmen der Reparationen an die UdSSR abgegeben werden. Bei Perm erprobte man das deutsche 15 kV-System unter den Verhältnissen des Kontinentalklimas. Dazu wählte man die seinerzeit modernen E44 (und E94) aus, sie wurden auf 1524 mm umgespurt und mit SA3-Mittelpufferkupplungen ausgerüstet. Für beide Umbauten waren die Drehgestellrahmen nicht ausgelegt, die Folge war ein Verlust an Stabilität. Nach Abschluss des Versuchsbetriebes wurden 1952 44 Maschinen sowie zwei in Hirschberg in Schlesien (Jelenia Góra) erbeutete Maschinen in einem desolaten Zustand zurückgegeben. Die umgespurten Maschinen erreichten das Raw Dessau in je drei Teile zerlegt auf Flachwagen verladen. Mindestens eine Maschine verblieb, auf Gleichstrombetrieb umgebaut, in der UdSSR.


1.1 Deutsche Bundesbahn

DB 144 021 in ozeanblau-beige im Bw Würzburg 1983

Die Mehrzahl der Lokomotiven kam zur Deutschen Bundesbahn. Diese baute sogar sieben Loks nach, da es im Rahmen des Besatzungsstatuts untersagt war, völlig neue Lokomotiven zu entwickeln: 1950 die E44 181, 1951 die E44 182 und 183 sowie 1955 die E44 184 bis 187. 1963 und 1965 wurden die umgebauten E244 11 und E244 12 (siehe Abschnitt „Baureihe E244“) als E44 188 und E44 189 in Dienst gestellt. Insgesamt verfügte die DB über 125 Lokomotiven. Die DB rüstete mehrere Maschinen für den Wendezugbetrieb aus, kenntlich gemacht durch ein G hinter der Loknummer. Die E44 mit elektrischer Bremse wurden durch ein W kenntlich gemacht. Diese Lokomotiven wurden u.a. auf der Höllentalbahn im Schwarzwald eingesetzt. Ab 1968 wurde bei der DB die E44 als Baureihe 144 umgezeichnet. Die Lokomotiven mit elektrischer Bremse wurden in Baureihe 145 (Deutsche Bundesbahn) umgezeichnet. Die 144er der DB waren in Aschaffenburg, Augsburg, Freiburg, Freilassing, Garmisch, München, Nürnberg, Rosenheim, Stuttgart, Bamberg, Tübingen, Pressig-Rothenkirchen und Würzburg stationiert. Zwei Maschinen, die 144 021 und die 144 071, erhielten noch die neue DB-Lackierungsvariante in ozeanblau/beige. Am 24. September 1983 verrichteten die 144 ihren letzten Plandienst und wurden 1984 im Bw Würzburg ausgemustert.


1.2 Deutsche Reichsbahn der DDR

244 105 und 244 108 in Weimar
Herstellerschild der E 44 046

Nach der Aufarbeitung stellte die Deutsche Reichsbahn der DDR 46 Lokomotiven bis 1960 wieder in Dienst, wo sie ab 1955 vorrangig in Leipzig und Halle stationiert waren, aber auch vom Bw Magdeburg-Buckau aus eingesetzt wurden und in den 1980ern bis nach Rostock, Schwerin und Wismar kamen. Die Aufarbeitung war kompliziert, weil mit den Maschinen fast der gesamte Zeichnungssatz hatte abgegeben werden müssen, dieser jedoch nicht mit zurückgegeben worden war. Die tiefgreifenden Veränderungen an den Drehgestellen mussten rückgängig gemacht werden, dafür waren neue Querträger und Radsterne einzubauen.

Zur Schonung des Oberbaus begrenzte die DR abhängig von Laufleistung und Verschleißzustand die zulässige Geschwindigkeit zeitweise auf 75 km/h. Mitte der 1960er Jahre erhielten alle Lokomotiven einen roten Anstrich der Laufwerksteile unterhalb des grünen Lokkastens, also auf Rädern, Achsen und Pufferbohlen. Dieser sollte das Erkennen vom Rissen erleichtern. Sie wurden ab 1970 als Baureihe 244 geführt und waren bis Sommer 1991 im Einsatz.

Zu Anfang wurden die E44 vor allen Zügen eingesetzt; durch die Auslieferung von Neubaumaschinen wanderten sie erst aus dem Schnellzug-, in den 1980er Jahren auch aus dem Personenzugdienst zum Güterverkehr ab. Zur Einsparung von Dieselkraftstoff setzte man einige E44 zuletzt auch im Rangierdienst ein, obwohl sich Lokomotiven mit Mittelführerstand dafür besser eignen. Am 1. Januar 1991 besaß die Deutsche Reichsbahn noch zehn Exemplare. Diese wurden mit der Verfügung vom 31. Dezember 1991 bis auf die Traditionslokomotiven ausgemustert. So blieb zum Beispiel E44 044 als Werklok des Raw Dessau betriebsfähig erhalten.


2 Lokomotivdaten

Führerstand der E 44 046.

Die Lokomotiven waren 15.290 mm lang und wogen 78,0 [1]. Der Antrieb erfolgte über vier Tatzlagermotoren. Die Maschinen besaßen 15 Dauerfahrstufen. Die Dauerleistung betrug bei 86 km/h 1.860 kW.


3 Varianten

3.1 Baureihe E44W, DB-Baureihe 145

Die mit einer elektrischen Widerstandsbremse ausgestatteten E44 trugen bis 1962 ein W hinter der Loknummer, von 1962 bis 1968 wurde eine 1 vor die Ordnungsnummer gesetzt. So wurde aus der E44 152W die E44 1152. Ursprünglich sollten alle E44 ab der Ordnungsnummer 152 mit der elektrischen Bremse ausgestattet werden, tatsächlich erhielt diese aber nur ein Teil der letzten Bauserie. Ab 1968 erhielten die verbliebenen 16 Maschinen mit dieser Bremse die EDV-Baureihenbezeichnung 145.


3.2 Baureihe E44.5, DB-Baureihe 144.5

E 44 507 auf einer Ausstellung in Weimar
Denkmallok 144 502 in Freilassing

Für die steigungsreiche Strecke von Freilassing nach Berchtesgaden stellte die DRG aufgrund der guten Erfahrungen mit der 1931 gelieferten Versuchslok E44 101 1934 acht Lokomotiven der Baureihe E44.5 in Dienst. Als Nummerierung wurde damals zuerst E 44 102–109 verwendet. 1939 wurden die Lokomotiven in E44 502–509 umgezeichnet.

  • 1. Serie: E44 502–505, 1600 kW, Höchstgeschwindigkeit 80 km/h
  • 2. Serie: E44 506–509, 2200 kW, Höchstgeschwindigkeit 80 km/h

Alle E44.5 hatten Tatzlagerantrieb.

Die Lokomotiven unterscheiden sich u.a. durch fehlende Vorbauten und andere Drehgestelle von den herkömmlichen E44. Übernommen wurden bei den beiden Serien der E44.5 elektrische Baugruppen. Die E44 502-505 konnten von den E44 506-509 durch eine andere Ausgestaltung des Brückenrahmens erkannt werden. Bei E44 502-505 war dieser gerade und nach außen geschlossen, bei E44 506-509 war dieser trapezförmig und hatte Aussparungen an der Seite.

1968 wurden die E44.5 in 144 502–509 umgezeichnet. Die 144.5 beförderten bis zur Ausmusterung 1983 auch hochwertige Reisezüge und standen auch für Schneeräumdienste zur Verfügung. Die 144.5 waren stets im Bahnbetriebswerk Freilassing beheimatet.

Erhalten ist die E44 502 als Exponat im Museum Lokwelt Freilassing. Die E44 507 gehört dem Verkehrsmuseum Nürnberg. Diese Lokomotive befindet sich als Leihgabe an den TEV Thüringer Eisenbahnverein e.V. im ehemaligen Bw Weimar. Die E 44 508 gehört ebenfalls dem Verkehrsmuseum Nürnberg und befindet sich seit dem 22. Juni 2008 ebenfalls in der Lokwelt Freilassing.

Der Prototyp E44 101 bzw. E44 501 wurde wegen zahlreicher Abweichungen bereits 1960 ausgemustert. Die Lokomotive war bis 1980 Wiederaufgleisungs-Demonstrationsobjekt.


3.3 Baureihe E244

Die Deutsche-Reichsbahn-Gesellschaft elektrifizierte 1933 die Höllentalbahn im Schwarzwald mit 20 kV und 50 Hertz zu Versuchszwecken. Sie stellte 1936 vier auf Basis der E44 entwickelte, für dieses Stromsystem konzipierte Lokomotiven mit unterschiedlichen Ausrüstungen in Dienst (E244 01, 11, 21 und 31). Sie erhielten die Baureihennummer E244 (nicht zu verwechseln mit der EDV-Baureihenbezeichnung 244 der Deutschen Reichsbahn der DDR). Die E244 hatten eine Höchstgeschwindigkeit von 85 km/h in der Ebene und 60 km/h auf der Steilstrecke. In der elektrischen Ausrüstung unterschieden sich die Lokomotiven der Baureihe E244 beträchtlich voneinander: Die E244 01 besaß als erste Lokomotive der Welt einen gittergesteuerten Quecksilberdampfgleichrichter. Ihre Fahrmotoren wurden über diesen Gleichrichter und eine Glättungsdrossel mit Gleichstrom gespeist. Die E244 11 besaß einen ungesteuerten Quecksilberdampfgleichrichter. Sie wurde über ein Schaltwerk an der Hochspannungsseite des Transformators gesteuert. Die Fahrmotoren dieser Lok wurden mit dem von diesem Gleichrichter erzeugten pulsierenden Gleichstrom gespeist. Die E244 21, wie auch die nach dem Zweiten Weltkrieg aus einer kriegsbeschädigten E44 gebaute E244 22, besaß einen Antrieb mittels Kommutatormotoren, die über den Transformator mit Sekundärschaltwerk direkt mit dem 50-Hertz-Wechselstrom versorgt wurden. Diese Motoren zeichneten sich durch eine sehr aufwendige Konstruktion des Kommutators aus. Die E244 31 besaß als Antriebsmotoren eine spezielle Form von Einphasen-Asynchronmotoren.

1960 wurde die Spannung der Höllentalbahn auf die üblichen 15 kV 16⅔ Hertz umgeschaltet. Die E244 01 wurde verschrottet, die E244 21 wurde umgebaut und verkehrte unter der Bezeichnung Baureihe E344 01, später 183 001, als Mehrsystemlokomotive auch auf Strecken der SNCF. Die E244 11 und 22 wurden in normale E44 umgebaut (E44 188 und 189).


4 Verbleib

Lok E44 044 des Fahrzeuginstandhaltungswerk Dessau(LDX)

Von den 187 gebauten Exemplaren wurden mehrere E44 museal erhalten. Die E244 31 ist heute in der Obhut der Historischen Eisenbahn Mannheim e.V. E44 001 sowie E44 508 befindet sich im Besitz des Verkehrsmuseums Nürnberg, von dort jedoch 1986 ausgelagert nach Selb (s.o.). Nach dem Bau eines Behelfsgleises wurde die Lok E44 508 am 21. Juni 2008 auf dem Schienenweg in die Lokwelt Freilassing überführt. Auch in Freilassing steht die ehemalige Reichsbahn-Lokomotive 244 051. Die Lok E44 502 ist in Traunstein beheimatet, wurde jedoch im Juli 2008 als 144 502 ebenfalls in Freilassing als Denkmal gesichtet. Außerdem ist die E44 046 auf dem Museumsgleis des Leipziger Hauptbahnhofs zu sehen. Die E44 002 befindet sich im DB-Museum Koblenz. Ebenso steht die E44 131 als 244 131-9 im Deutschen Technikmuseum Berlin.

Vor ihrem Ausscheiden im August 1983 hatte die Lok E44 117-0 Dienst in Freiburg, Rosenheim und Würzburg geleistet. 1984 wurde sie von einer Freizeitgruppe des Stiftung Bahn-Sozialwerks in Freiburg im Breisgau für das Freiburger Bahnjubiläum im folgenden Jahr als Exponat erworben und betreut. Bis zur Fälligkeit der Hauptuntersuchung 1996 wurde die Maschine anschließend einmal pro Monat für die Höllental- und Dreiseenbahn eingesetzt sowie für einige Sonderfahrten. Die Lok wurde im Freiburger Bahnbetriebswerk aufbewahrt, bis sie nach dessen Renovierung im Jahr 2000 wegen Platzmangels ins Freie gestellt wurde. Im Mai 2002 wurde sie von den Betzdorfer Eisenbahnfreunden übernommen, die sie fortan im Südwestfälischen Eisenbahnmuseum in Siegen ausstellten.


5 Literatur

  • Deutsche Altbau-Ellok. 1. u. 2.Teil. EK Verlag, Freiburg 1993, 1994.
  • Brian Rampp: Die Baureihe E 44. EK-Verlag, Freiburg 2009, ISBN: 9-783-88255-2-065


6 Vorbild-Weblinks

 Quelle: Vorbildinformationen aus der Deutschsprachigen Wikipedia adaptiert.